Mustang – Das Pferd aus dem Wilden Westen

Mustangs heißen die wild lebenden Pferde Nordamerikas. Mustangs sind keine Wildpferde, sondern die Nachkommen verschiedener europäischer Hauspferderassen. Sie wurden durch die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert in die Neue Welt eingeführt (meist Araber und Berber sowie andere zu dieser Zeit in Spanien genutzte Hauspferderassen). Viele dieser Tiere entkamen (Gefangenschaftsflüchtlinge), verbreiteten sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts über große Teile Nordamerikas, verwilderten und etablierten eine stabile Population als Neozoen (Biologische Invasion).

Mustangs sind kleine, zähe, kompakte Pferde, die zwischen 140 und 150 cm Stockmaß erreichen. Sie sind sehr genügsam und haben einen hartnäckigen und unabhängigen Charakter. Zu ihrem Exterieur (Erscheinungsbild) zählen harte und kleine Hufe, ein stabiles Fundament, Ramskopf, ein tiefangesetzter Hals, wenig Widerrist sowie ein kräftiger Rücken mit abfallender Kruppe.

Wortherkunft

Die Herkunft des Begriffes Mustang ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt mehrere Quellen, die angeben, dass der Begriff vom altspanischen mesteño abstamme, einer Bezeichnung für das Eigentum der spanischen Viehhirten, den mesta. Die etymologische Forschung führt den Begriff auf das spanische Wort Mestengo (Fremder oder Vagabund) zurück, das von mostrenco abstammt. Als mostrenco wird ein verirrtes, öffentlich vorgeführtes Schaf bezeichnet, das auf diese Weise seinen Besitzer wiederfindet.

Bedeutung der Mustangs bei den Indianern

Die Indianer lernten die Mustangs durch die Begegnung mit den Konquistadoren zuerst als heilige Tiere zu verehren, denen sie mit Ehrfurcht und Respekt begegneten. Doch die Mustangs dienten den Indianern in erster Linie als Fleischquelle, wenn sie die Tiere den Siedlern irgendwie entwenden konnten. Erst ab dem 17. Jahrhundert lernten die Indianer selbst den Umgang mit den Tieren und setzten sie für Jagd, Krieg, Zucht und als Transportmittel ein. Die Plains-Indianer nutzten zum Transport ihrer Tipis spezielle Tragegestelle, sogenannte Travois, welche die Tiere problemlos ziehen konnten. Dies zeugt von deren großer Zähigkeit und trotz der Verwilderung sehr menschenbezogenen Art. Zu diesen Stämmen der Plains-Indianer, die schon früh Kontakt mit den Pferden knüpfen konnten, zählen die Comanche und Apachen, die als sehr gute Reiter bekannt waren. Die wohl bekannteste indianische Pferdezucht geht auf die Nez Percé Indianer zurück, die selektiv bei der Auswahl ihrer Tiere vorgingen, aus der die heutige Appaloosa-Zucht hervorging. Allerdings wurde diese Zucht erst bekannt, nachdem dieser Stamm um 1877 nach einem Krieg in die Northern Idaho-Reservation nach Idaho verschleppt wurde.

Bedeutung der Mustangs für die Entwicklung der USA

Die Cowboys nutzten Mustangs häufig als Reitpferde. Die Besiedlung des Westens erfolgte auch dank der Mustangs. Ungerittene Mustangs wurden als Broncos bezeichnet. Der Begriff kommt aus dem Spanischen und bedeutet wildes, junges Pferd. Das Einreiten wilder Mustangs war ziemlich gefährlich. Häufig taten die Cowboys den Broncos Gewalt an, um ihren Willen zu brechen. Als Teil des Gründungsmythos der USA sind auf den State Quarters von Nevada drei Mustangs abgebildet.

Der Kampf waghalsiger Cowboys mit wilden Mustangs wurde zum Mythos und fand ab 1900 mit den Rodeodisziplinen Bareback Riding (Reiten von Broncos ohne Sattel), Saddle Bronc Riding (Reiten von Broncos mit Sattel) und Wild Horse Race (Wildpferde einfangen) Eingang in die US-amerikanische populäre Kultur. Im Zusammenhang mit Rodeo bedeutet Bronco nicht, dass das Pferd ungeritten ist, sondern dass es ein Spezialist für möglichst athletische Bocksprünge ist.

Bestandspflege

Über die Hälfte aller nordamerikanischen Mustangs leben in Nevada. Bedeutende Populationen sind in Montana, Wyoming und Oregon.

Um 1900 hatte die Zahl der Mustangs auf über zwei Millionen zugenommen, sodass sie eine Konkurrenz für die Halter von Nutztieren darstellten. Daraufhin wurden sie zur Fleischgewinnung gejagt. Als die Jagd mit Motorfahrzeugen und Helikoptern aufkam, nahm ihre Zahl rapide ab.

1959 wurden die Mustangs unter Schutz gestellt, und die motorisierte Jagd wurde auf staatlichem Land verboten. Dennoch schrumpften die Bestände weiterhin.

Seit 1971 wird der Bestand der Mustangs vom Bureau of Land Management (BLM) kontrolliert.

1973 wurde ein Pferdeadoptionsprogramm für eingefangene Mustangs ins Leben gerufen. Eine Methode zum Fang der Pferde ist die Verwendung eines zahmen Lock- oder Judaspferds, durch das eine Mustangherde von einem Helikopter in ein Gatter getrieben werden kann. Das Lockpferd läuft in das Gatter voran und aufgrund des Herdentriebs folgen ihm die anderen. Zu seinem Schutz wird das Judaspferd als erstes wieder freigelassen. Ziel ist die Verringerung der Population durch Umsiedlung in ein anderes Territorium. Vorher wurden die Mustangpopulationen durch Schlachten vermindert.

Das BLM hält 26.000 Mustangs für einen angemessenen Bestand. Im Februar 2010 betrug der wild lebende Bestand jedoch 33.700 Pferde sowie 4.700 wild lebende Esel, die Burros genannt werden. Weitere 34.000 eingefangene Mustangs befinden sich auf eingezäuntem Land der BLM. Immer wenn die Zahl der freilebenden Mustangs deutlich über der vom BLM als angemessen betrachteten liegt, werden Mustangs eingefangen. Es gibt wesentlich mehr eingefangene Mustangs als Interessenten für eine Adoption. Die Bestände der eingefangenen Pferde auf BLM-Land drohen immer größer zu werden. Da in Amerika der Mythos des Mustangs unantastbar ist, können die überzähligen Tiere heutzutage nicht einfach geschlachtet werden, stattdessen wurden verschiedene Anstrengungen unternommen, die Zahl der eingefangenen Pferde zu verringern.

  • 2010 hat das BLM öffentlich vorgeschlagen, die Pferde einzuschläfern, was allerdings die Fleischqualität beeinträchtigt.
  • 2009 schlug der amerikanische Innenminister Ken Salazar die Bildung von staatlichen Wildpferdreservaten im Mittleren Westen vor, in denen unfruchtbare Tiere gehalten werden sollen.
  • Im Januar 2005 wurde ein umstrittener Gesetzesvorschlag des republikanischen Abgeordneten Conrad Burns vom Kongress verabschiedet, der es dem BLM erlaubt, eingefangene Mustangs, die älter als 10 Jahre alt sind und für die kein Adoptionswilliger gefunden wurde, zu verkaufen, was in der Regel nur an Schlachthäuser möglich ist.
  • Ein Vorschlag, überzählige Tiere in einem privaten Reservat in Nord-Nevada unterzubringen, stammt von Madeleine Pickens, der Frau des Ölmagnaten T. Boone Pickens.
  • Es gibt auch verstärkte Anstrengungen, passende Adoptionswillige zu finden. Ein Beispiel dafür ist eine Art Gewinnspiel, bei dem Pferdetrainer 100 Tage Zeit erhalten, 100 Mustangs zu zähmen und einzureiten, welche dann anschließend über eine Auktion adoptiert werden können.

Das BLM verkauft die zur Schlachtung vorgesehenen Pferde zu einem Preis von unter 100 Dollar pro Pferd. In den USA ist der Verzehr von Pferdefleisch seit 2007, als die letzten Pferdeschlachtereien geschlossen wurden, zu einem Tabu geworden. Das Fleisch wird daher nach Europa – vor allem Frankreich – und Japan exportiert oder zur Tierfuttergewinnung nach Kanada verkauft.

Es wird kontrovers diskutiert, welche Anzahl freilebende Mustangs angemessen ist. Das BLM verwaltet das US-amerikanische öffentliche Land und muss nicht nur die Mustangs schützen, sondern auch Weiderechte an Viehbesitzer und Rohstoffkonzessionen vergeben. Dadurch entsteht nach Ansicht von Tierrechtlern ein Interessenkonflikt, aus dem heraus das BLM die angemessene Anzahl Mustangs zu niedrig ansetzen würde.

Tierschützer kritisieren, dass es mehr eingefangene Mustangs als freilebende Mustangs auf öffentlichem Grund gibt. Es sei teuer, die eingefangenen Mustangs zu füttern, und es gibt, außer bei Schlachthöfen, keine ausreichende Nachfrage nach eingefangenen Mustangs. Daher plädieren Tierschützer dafür, weniger Mustangs einzufangen und mehr Mustangs in Freiheit leben zu lassen.

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mustang_(Pferd)