Histo Westernschießen

Das Westernschießen ist eine dynamische Schießsportdisziplin, bei der mit historischen Waffen des Wilden Westens oder deren Nachbauten nach einem festgelegten Ablauf auf Stahlziele geschossen wird. Es gibt je nach Größe des Wettkampfes meist 4 bis 10 verschiedene Parcours, sogenannte „Stages“. Die dafür benötigte Zeit wird gemessen, und eventuelle Strafzeiten für Fehlschüsse oder Regelverstöße addiert. Die Teilnehmer müssen zum Thema passende Kleidung tragen.

International ist der Dachverband die „Single Action Shooting Society“ (SASS) mit mehr als 100.000 Mitgliedern, in Deutschland sind die Westernschützen im Bund Deutscher Sportschützen 1975 e.V. (BDS) und dessen Landesverbänden organisiert. Es finden jährlich eine deutsche Meisterschaft, eine Europa- und in den USA eine Weltmeisterschaft mit teilweise vielen hundert Teilnehmern statt sowie eine Vielzahl an Landesmeisterschaften und kleineren Wettkämpfen.

Zur Teilnahme an Wettkämpfen muss der Schütze einen Sicherheits- und Regeltest (SuRT) bestehen, ähnlich wie beim Schießen der International Practical Shooting Confederation.

Die jeweils aktuellen Regeln sind auf der Webseite des BDS veröffentlicht.

Westernschießen (CAS)

Dies ist die Haupt-Disziplin, und namensgebend für das Regelwerk Westernschießen des BDS. International wird die Disziplin als „Cowboy Action Shooting“ (CAS) bezeichnet. Geschossen wird mit insgesamt vier Waffen:

  • zwei Revolver
  • eine Repetierbüchse
  • eine Schrotflinte

Der genaue Waffentyp ist abhängig von der Wertungskategorie in welcher der Schütze startet. Diese bilden die in der damaligen Zeit schnell voranschreitende Entwicklung der Technologie von Handfeuerwaffen ab, und trennen das Starterfeld entsprechend:

1870

  • Perkussionsrevolver mit Mindestkaliber. 36.
  • Vorderschaft- oder Unterhebelrepetierbüchse bis Modelljahr 1873, für die Munition ist ein Mindestkaliber. 40 vorgeschrieben, und die Patrone muss eine vor dem Jahr 1880 eingeführte Kurzwaffenpatrone sein.
  • Querflinte mit Doppelabzug und (echten) Hähnen, Mindestkaliber 16ga.

Alle Waffen, auch die Schrotflinte, dürfen nur mit Schwarzpulver geladen werden.

Auch die restliche Ausrüstung des Schützen muss halbwegs historisch korrekt sein. So sind nur hoch getragene Holster erlaubt, wie sie auch in der Wild-West Ära verwendet wurden. Die Schlaufen des Schrotgurtes dürfen nur jeweils eine Patrone halten. Für die Kleidung gibt es strenge Vorschriften. Moderne Accessoires wie Armbanduhren, Handys oder Jeans sind nicht zugelassen.

1880

  • Single-Action Revolver bis Modelljahr 1890, für die Munition ist ein Mindestkaliber. 40 vorgeschrieben, und die Patrone muss eine vor dem Jahr 1890 eingeführte Kurzwaffenpatrone sein. Technisch veränderte moderne Nachbauten sind nicht zugelassen.
  • Vorderschaft- oder Unterhebelrepetierbüchse bis Modelljahr 1884, für die Munition gelten die gleichen Regeln wie bei den Revolvern.
  • Querflinte mit Doppelabzug und Hähnen, oder Repetierflinte bis Modelljahr 1887, Mindestkaliber 16ga.

Die Klasse 1880 wird meist in zwei Unterklassen eingeteilt, so dass mit Schwarzpulver und mit modernem Nitropulver schießende Schützen getrennt gewertet werden.

Die Bekleidungsregeln sind ähnlich der Klasse 1870.

1890

Diese Wertungsklasse gibt dem Schützen die größten Freiheiten, sowohl bei der Wahl der Waffen und deren Technik, als auch bei der Ausrüstung. Deshalb finden sich in dieser Klasse sowohl die meisten Anfänger, als auch die schnellsten Schützen.

  • Single-Action Revolver mit werksmäßig starrer Visierung. Mindestkaliber. 38spl, nur Kurzwaffenpatronen zulässig.
  • Vorderschaft- oder Unterhebelrepetierbüchse, für die Munition gelten die gleichen Regeln wie bei den Revolvern.
  • Querflinte oder Repetierflinte bis Modelljahr 1897. Mindestkaliber 20ga, bei Repetierflinten 16ga.

Bei allen Waffen ist auch tiefgreifendes Tuning erlaubt, besonders beliebt sind der Einbau schwächerer Federn, und ein „Short-Stroke“ System bei den Unterhebelrepetierern, welche den Öffnungsweg des Unterhebels teilweise drastisch verkürzen.

Auch die restliche Ausrüstung muss nicht historisch korrekt sein, tief sitzende „Hollywood“-Holster sind erlaubt. Bei der Bekleidung sind mindestens ein Hut, Jeans, kariertes Hemd und Stiefel ohne Profil vorgeschrieben. Moderne Accessoires wie Armbanduhren, Handys oder kurzärmlige Hemden sind jedoch auch hier ausgeschlossen.

Aufgrund der Vielzahl an Teilnehmern wird diese Wertungsklasse üblicherweise in Altersklassen und Geschlechtern getrennt gewertet. Weiterhin gibt es eine Vielzahl an Unterklassen, die sich auf die zulässigen Anschlagsarten oder die Kleidung auswirken. Näheres hierzu erläutert das aktuelle Sporthandbuch.

Young Guns

Um auch jugendlichen Schützen die Teilnahme zu ermöglichen, gibt es zusätzlich die Wertungsklasse „Young Guns“. Diese ist für Teilnehmer im Alter von 14 bis 17 Jahren reserviert. Aufgrund des deutschen Waffengesetzes ist es Jugendlichen verboten mit den oben genannten Kalibern zu schießen, sie müssen daher für Revolver und Büchse das Kaliber .22 lr verwenden. Ansonsten entspricht diese Klasse der Wertungsklasse 1890.

97-11 (WildBunch)

Die Disziplin wurde in Deutschland als „97-11“ erfunden, wird aber mittlerweile auch von der SASS in internationalen Wettkämpfen ausgetragen. Dort trägt sie die Bezeichnung „Wild Bunch“, nach dem gleichnamigen Film. Die im Jahr 2006 beantragte Änderung der Sportordnung wurde im Sommer 2015 vom Bundesverwaltungsamt genehmigt, so dass diese Disziplin nun auch in Deutschland regulär ausgeschrieben werden kann. Bis dahin war sie lediglich als Nebenbewerb (Sidematch) zugelassen. Der Name setzt sich zusammen aus der Zahl 97, welche für die Vorderschaftrepetierflinte Winchester Mod. 1897 steht, und 11, für die Selbstladepistole Colt M1911. Das sind auch die beiden Waffen, die im Reglement vorgeschrieben sind. Das Kaliber beträgt jeweils 12ga bzw. .45Auto. Weiterhin kann die „Main-Match Rifle“, also die Repetierbüchse aus der Disziplin Westernschießen, als dritte Waffe vorgeschrieben werden. Da es in einigen europäischen Ländern ein Verbot für Vorderschaftrepetierflinten für Zivilisten gibt, werden die Unterhebelrepetierflinten Mod. 1887 bei den großen Wettkämpfen meist als Alternative zugelassen. Die Disziplin trennt sich in zwei Wertungsklassen:

Traditional

Es sind nur Pistolen vom Typ 1911 und 1911A1 oder deren Nachbauten mit starrer Visierung zugelassen. Die Pistole muss im einhändigen Anschlag geschossen werden.

Modern

Die Pistole darf eine verstellbare Visierung besitzen und darf im beidhändigen Anschlag geschossen werden.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Westernschie%C3%9Fen