Blasrohr

Ein Blasrohr ist eine Waffe, die vornehmlich von indigenen Völkern zur Jagd, im offenen Kampf oder als geräuscharmes Betäubungs- oder Tötungsinstrument benutzt wird. tion

Ein traditionelles Blasrohr besteht aus einem bis zu etwa 3 m langen Rohr aus Holz, Bambus oder ähnlichen Naturmaterialien, aus dem Geschosse – z. B. (vergiftete) Pfeile oder Tonkugeln – geblasen werden. Grundsätzlich werden Blasrohre auf zwei Arten angefertigt: Entweder unter Verwendung eines bereits bestehenden Rohres, z. B. aus Bambus, oder durch das Zusammenfügen zweier Leisten, die zuvor der Länge nach mit einer Rille versehen wurden. Der Schütze legt in ein Ende des Rohres das Geschoss ein, setzt das Ende an den Mund und bläst fest in das Rohr. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen hohen Druck aufzubauen. Unterschieden wird zwischen Lippenbläsern, die das Rohr zuvor mit den Lippen verschließen und diese dann öffnen, und Zungenbläsern, die das Rohr mit der Zunge verschließen, um genügend Druck aufzubauen. Gezielt wird mit beiden geöffneten Augen, wodurch beim Anvisieren des Ziels das Blasrohr doppelt wahrgenommen wird. Das Ziel sollte sich genau zwischen beiden „scheinbaren“ Rohren befinden und je nach Entfernung und Schützen etwas aufsitzen.

Verwendung

Jagd

Viele Dayak auf Borneo nutzten Sumpitan, Blasrohre mit Speerklingen an der Spitze, zum Kampf oder zur Jagd, wobei sie vor allem das Gift des Upasbaumes verwendeten. Von manchen Indigenen Südamerikas werden die Hautsekrete des Pfeilgiftfrosches benutzt. Andere gewinnen aus bestimmten Lianen Curare, um damit ihre Blasrohrpfeile zu bestreichen. Im Urwald werden auch Affen mit den Blasrohren gejagt; sie werden vom Boden aus von den Bäumen geschossen.

Auch die nordamerikanischen Cherokee und andere Stämme des Kulturareales Südosten stellten Blasrohre her, mit denen sie Kaninchen oder andere kleine Tiere jagten. Vermutlich war es ein Technologieimport von den karibischen Inseln.

Das japanische Fukidake wurde zur Jagd verwendet.

In Deutschland und den meisten westlichen Ländern ist die Jagd mit Blasrohren nicht gestattet, da ein waidgerechtes Erlegen von Tieren nicht möglich ist.

Tiermedizin

Heute wird das Blasrohr häufig von Tierärzten eingesetzt, um aus sicherer Entfernung Tieren Betäubungspfeile (auch Medikamente) zu verabreichen. Gefährliche Tiere können so aus der Distanz behandelt werden. Auch kann durch die Verabreichung von Betäubungsmitteln oder Medikamenten durch das Blasrohr Stress beim Tier vermieden werden. Im Unterschied zu den traditionellen Pfeilen haben diese speziell angefertigten Pfeile zwei Kammern. In der vorderen Kammer befindet sich das Betäubungsmittel, in der hinteren Kammer wird mit Luft ein Überdruck erzeugt. Beim Auftreffen auf das Tier wird durch den Druck das Medikament in das Tier injiziert.

Sport

Blasrohre werden außerdem von vielen Menschen weltweit als Sportgeräte benutzt. Materialien für moderne Blasrohre sind z. B. Stahl-, Aluminium- und Kohlefaserrohre. Die Länge dieser Rohre kann bis zu zwei Meter betragen und der Querschnitt bis maximal 16 mm, wobei vor allem die Länge variieren und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden kann. Beim Durchmesser scheinen 16 mm das Optimum und gleichzeitig das Maximum darzustellen. Jedoch darf ein offizielles Turnierblasrohr in den meisten Ländern nicht über 1,21 m lang sein, für diese Länge ist ein Innendurchmesser von 10 mm aufgrund des dadurch geringeren Pfeilgewichtes besser geeignet. Im Allgemeinen gilt für 10 mm Innendurchmesser 1,20 m Länge, für 12 mm–14 mm Innendurchmesser ca. 1,40 m–1,60 m Länge und für 16 mm Innendurchmesser bis zu 2,20 m Länge als optimal. Die Wahl des geeigneten Kalibers sowie der geeigneten Rohrlänge hängt vom Schützen sowie den verwendeten Pfeilen ab. Blasrohrschießen in Turnierdauer kann durchaus anstrengend sein, so dass oft ein etwas kleineres und damit leichteres Blasrohr bevorzugt wird.

Geschossen wird auf Turnieren des DBSC (Deutscher Blasrohr Sport Club) aus 5 m bis 10 m Entfernung auf ein Ziel mit 18 cm Durchmesser. Dieses ist unterteilt in 3 Zonen:

Zentrum mit 6 cm Durchmesser und einem Wert von 7 Punkten.
Mittlerer Ring mit 12 cm Durchmesser und einem Wert von 5 Punkten.
Äußerer Ring mit einem Durchmesser von 18 cm und einem Wert von 3 Punkten.

Der Mittelpunkt des Ziels hängt in 1,60 m Höhe. Ausnahme sind Kinder und sitzende Teilnehmer für die eine Höhe von 90 cm zulässig ist. Eine Runde besteht aus 5 Pfeilen. Ein Satz besteht aus 6 Runden. Ein Match aus 3 Sätzen. Insgesamt werden so 90 Pfeile in maximal 90 Minuten abgegeben. Nach jeder Runde werden die Punkte unter Aufsicht gezählt und die Pfeile zurückgeholt. So ergibt sich die Höchstpunktzahl von 35 Punkten pro Runde und 210 Punkten pro Satz. International vertritt die IFA (International Fukiyado Association) den Blasrohrsport und strebt die Olympiateilnahme an. Der DBSC (Deutscher Blasrohr Sport Club) ist die anerkannte deutsche Vereinigung der Blasrohr-Sportschützen und damit auch für die obigen Turnierregeln verantwortlich.

Seit 2016 hat der Bay. Sportschützenbund (BSSB) das Blasrohrschießen als Disziplin aufgenommen. Bei Turnieren des BSSB werden eigene Regeln angewendet. Ziel des BSSB ist es, den Blasrohrsport in Zukunft flächendeckend in den Bayrischen Schützenvereinen anbieten zu können. Eine bundesweite Verbreitung in den anderen Landesverbänden des Deutschen Schützenbundes (DSB) wird angestrebt.

Spielzeug

Blasrohre werden häufig auch von Kindern als Spielzeug zum Verschießen von Papierkügelchen benutzt, hier werden in der Regel nur kleine Plastikrohre von maximal 30 cm Länge verwendet, z. B. die Hüllen von ausgedienten Faserstiften oder ausgehöhlte Holunderäste. Projektile aus Papier sind in der Regel harmlos. Kommen hingegen Erbsen, spitze Pfeile, Softairkugeln o. ä. zum Einsatz, kann ein Blasrohr ernste Verletzungen zum Beispiel der Augen verursachen. Ebenso sind „Paintballs“, die auch mit einem Blasrohr verschossen werden können, nicht als harmlos einzustufen.

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Blasrohr